Goa: Esotrip als Entertainment

Vor 3 Jahren reiste ich zum ersten Mal nach Indien. Ich startete in Goa – Arambol, dem Mekka für Yogis, Tantragöttinen, Lost souls, lonely warriors, HulaHup-Prinzessinnen, flötenden Männern mit weissen langen Haaren in Brezelstellung und Kühen, die immer und überall Vorfahrt haben, auch am Strand. Und während die dicke gelbe Kugel einen hübschen Postkartenabgang macht, tanzen schöne Menschen knapp bekleidet am Strand mit Kopfhörern zur Silent Disco in slow motion. Ich stand nur sprachlos da, glotze und knipste.

 

Wenn ihr euch traut: In Goa könnt ihr euch sowas von in euren Selbsterfahrungstrip werfen. Es gibt so viel Angebot: Tantratratra im LoveTemple, Osho Mediationen –  mit Schnappatmung und wildem Rumgehüpfe pustet ihr eure düsteren Gedanken aus euren Köpfen und in Workshops könnt ihr in die Vergangenheit reisen, sozusagen in euren vorherigen Leben mal „hallo“ sagen. Mich hat das damals alles überordert. Und auch heute noch denke ich regelmässig: „Hier ist jetzt mal Schluss. Ich geh Pommes essen.“ Nicht umsonst hing ich bei meiner diesjährigen Goa-Reise oft bei den Hunden von I Love Goa Dogs ab – über Rani und ihre Community zur Hunderettung in Arambol berichtet ich schon. Findet ihr auch unter Indien und unter People.

ich

I Love Goa Dogs als Zuflucht vorm Esotrara

Zurück zu vor 3 Jahren:  Talia aus Israel, die ich damals in Indien traf, nahm das auch alles nicht so ernst. Wir beschlossen, uns einen Tag lang einen Spass zu machen und uns die volle Ladung Esoenterntainment zu geben. Auf einem Plateau am Strand bot uns ein bärtiger Mann mit Wallemähne an in unsere vorherigen Leben zu reisen. Why not? Wir legten uns also auf Matten mit bunten Kopfkissen, um uns herum noch 8 weitere Neugierige.  Wir schlossen die Augen, der Mann in der Mitte machte ein paar Ansagen, um uns in Stimmung zu bringen, mal nachzugucken, wer wir früher waren. Nach zwei Stunden holte uns Swami Ramish  zurück ins Hier und Jetzt. Ich hatte die Zeit genutzt um zu pennen und Talia langweilte sich. In der Ecke hockten zwei Russinnen: Die eine auf dem Schoss der anderen, ihre Augen schimmerten.  Sie hatten sich wohl ineinanderverliebt, so deutete ich ihre Blicke. Das störte einen abgehalfterten Briten, Dany, der mit lauter Stimme tönte: „An elephant is in this place, you see this elephant? It disturbs me.“ Dabei zeigte er wütendem Blick auf die beiden Frauen. Swami Ramish fragte ihn: „Kann es sein, dass du dich nach romantischer Liebe sehnst und es deswegen den beiden Frauen nicht gönnst?“ Dany wurde kurz still und bejahte dann. Seine Einsamkeit wurde immer lauter, er schimpfte, tobte und wurde schliesslich gebeten das Plateau zu verlassen. Weil Talia und ich auch keinen Bock mehr auf dieses Theater hatten sind wir mit ihm raus. Wir hatten ihn aber jetzt an den Hacken. Er erzählte wie ein wütender Wasserfall: Dass er sich verliebt hatte in eine Lady, die ihm versprach ab sofort mit ihm ihr Universum zu teilen, aber nach dem ersten Date nie wieder auftauchte. Und dass er im Love Temple, dem Ort für Tantratrara einen Cocktail bestellt hatte mit – wie er sagt – 20 Zutaten, er musste eine Stunde warten, um dann vom Kellner gesagt zu bekommen, dass eine Zutat fehlt. „Nicht mal einen beschissenen Love-Cocktail bekomme ich“, raunzte er.

So ist es ja oft, da wo Mangel ist, kommt noch mehr Mangel hin, da wo es läuft, läuft es immer besser. Ich versuchte ihn noch kurz mit Floskeln zu beruhigen, sowas wie „Alles wird gut“, weil er aber gar nicht mehr aufnahmefähig war, hängten wir den einsamen Krieger ab. Jeder muss seine eigene Reise machen.

Mucho Love. Yvi.

Talia und ich

 



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