Komm klar! Yoga ohne Matte
Vom Rock n‘ Roll zum Yoga
Vor 4 Jahren machte ich mich zum zweiten Mal auf nach Thailand. Für eine Yogalehrerausbildung. Die sollte mir dabei helfen, mich besser zu verstehen: Kopf, Körper und Herz. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich bei Jeenal und Daniel gelandet bin bei ihrer Wise Living Yoga Academy in der Nähe von Chiang Mai. Dort habe ich von morgens 6 bis abends um 7 6 Tage die Woche weises Yogawissen in meinen Kopf gepumpt bekommen und das 4 lange Wochen im Schneidersitz, die grösste Herausforderung in meinem bisherigen Leben.
Jeenal kommt aus einer klassischen indischen Ayurveda Familie, hat noch nie in ihrem Leben eine Cola getrunken (kein Witz), ihr Gesicht ist wie gemalt – natürlich ungeschminkt – und sie ist sehr sehr diszipliniert. Wenn sie gerade nicht eine Yogalehrerausbildung leitet, dann arbeitet sie mit Kindern und Frauen zusammen und gibt Workshops in Europa. Daniel war ein feuriger Biertrinker, den ihr zu späterer Stunde in der Kneipe im Kopfstand auf der Billiardplatte antraft (sehr sympathisch), bevor er sich dem Leben eines Yogis verschrieben hat. Beide lernten sich in Mumbai kennen in der Yogaschule ihres Gurus Hansaji. Eine Frau um die 70, eine der anerkanntesten Persönlichkeiten des Yoga.
Der Ort ihres Kennenlernens, The Yoga Institute in Mumbai, ist sogar in Köln bekannt: Kurz vor meiner jetzigen Abreise nach Thailand erzählte ich der Besitzerin des Cafe Veggie Jeck in Nippes davon, Anupama. Sie kommt aus Indien und sass schon im Institut von Hansaji. Sie sagt, dass viele Westler es scheuen dorthin gehen, weil der Fokus stark auf Philosophie gelegt wird und wenige den Mut haben, sich mal mit ihrer Lebensweise zu beschäftigen. Da ist es einfacher sich Muskeln zuzulegen, aber was nützen die, wenn Kopf und Herz Schrott sind? Wir brauchen nicht noch mehr knackige Pos durch Yoga, sondern gesündere Köpfe. Das lehren auch Jeenal und Daniel.
Daniel musste sehr lange um Jeenals Liebe kämpfen. Jeenal ist tough und sagt: “Wenn jemand dich wirklich mag, kann er warten.“ So prüfte sie ihn 1 Jahr lang und Daniel blieb dran. Ausgerechnet durch Fieber kamen sich beide endlich näher. Erst war Daniel krank, Jeenal kümmerte sich, dann Jeenal, Daniel kümmerte sich.. So fieberten sie rum und heirateten.
Daniel und Jeenal leben strikt nach den Yoga Sutras von Patanjali, das ist der klassische Leitfaden des Yoga, den jeder Yogalehrer vorgesetzt bekommt. Das sind 195 Verse, die euch, wenn ihr sie befolgt, zur Erleuchtung führen können. Kein Esoquatsch, erfordert nur Megadisziplin und…..
ok, das ist nun wirklich etwas zu hoch gegriffen mit dem Erleuchtungsding. Jeder, der mich kennt, weiss, dass das nun wirklich nicht mein Ziel ist. Erleuchtet bin ich schon bei fettigen Pommes oder kitschigen Fotomotiven oder bei einem guten Konzert wie dem letzten von Bonobo und Grandbrothers in Leipzig. Mein Ziel ist, zufrieden zu sein, mit dem, was ist und sich nicht vom Mist des Lebens umhauen zu lassen. Denn es gibt genug Dinge, die im täglichen Leben an einem rumkratzen. Daniel und Jeenal und ihr Guru Hansaji haben die Sutras auf unser tägliches Leben übertragen. Einfache Dinge sind: gewaltfrei leben, ehrlich sein, Mitgefühl haben und die Fähigkeit entwickeln, sich für andere zu freuen.
Ein Beispiel, das Jeenal anbrachte. Sie erzählte die Geschichte von einem Mann, der Rat bei ihr einholte. Er sagte: „Immer wenn ich nach Hause komme, sitzt meine Frau vorm Fernseher. Das nervt mich und macht mich aggressiv. Ich habe ihr schon tausendmal gesagt, dass sie das lassen soll, aber sie hört damit einfach nicht auf“. Jeder weiss, dass die Mission den anderen zu ändern ins Nichts führt. Verändern kann man nur sich selbst und aber auch seine Haltung zu den Dingen. Es gibt also zwei Möglichkeiten: Sich weiter ärgern bis man ins Grab fällt oder es umdrehen. Jeenal fragte den Mann: „Glauben sie, dass ihre Frau sich einfach freut Fernsehen zu kucken“. Er so: „Ja, sie mag es sehr“. Jeenal: „Nun, dann versuchen sie was. Das nächste Mal wenn sie nach Hause kommen und ihre Frau vorm Fernseher sitzt, dann stellen sie sich dahinter und beobachten sie ihre Frau mit Freude dabei, wie sie mit Freude ihre Telenovela kuckt.“ Und es hat geklappt. Der Mann akzeptiert es jetzt, dass der Glotzomat jeden Tag läuft. Er hat seine Haltung dazu geändert und Frieden damit geschlossen. Also wenn euer Lieblingsmensch demnächst wieder das ganze Wochenende nur Game of thrones glotzen will, smile🙂 oder wenn das gar nicht geht, byebye…
Das soll jetzt kein Freifahrtschein sein, für jegliches Verhalten, das der Kollege/-in, die Eltern, der aktuelle Lieblingsmensch etc. an den Tag legt. Man muss für sich selbst kucken, ob und wie man an seiner Einstellung zu den Dingen schrauben kann. Natürlich gibt es Begegnungen, die in eine Sackgasse führen. Ich lernte mal jemanden kennen, den ich mochte, er mich auch, aber ziemlich schnell klafften unsere Bedürfnisse auseinander; er hielt schon nach kurzer Zeit von „Treue“ nix mehr. „Mach mal mehr Yoga, dann bist du auch emotional flexibler wenn ich wieder ausschere,“ sagte er. Da wusste ich, dass das zu nix führt: Nicht wegen des Ausscherens an sich, sondern wegen der Art und Weise, wie er ohne Diskussion sein Bedürfnis über meins stellte und Verständnis to go verlangte. Ich bin doch kein Automat, der den ganzen Tag an sich rumschraubt, nur damit der andere einen Freifahrtschein für alles bekommt. Und tatsächlich ist das die Gefahr des Yoga: man versucht gleichmütig zu werden und das teilweise verletzende Verhalten anderer sogar zu rechtfertigen – ich selbst habe das probiert, und es fühlte sich gar nicht gut an. Ich kenne (Yoga)frauen, die sich mit Männern zusammentun, die sie ausnutzen und sie als Affäre jahrelang hinhalten. Sie entschuldigen deren Verhalten, indem sie Tonnen an Mitgefühl ausschütten. Nur, um nicht alleine zu sein – ohne diesen Menschen, der rücksichtslos rumlebt.
Ich finde Yoga ist nicht dazu da, alles, was unsere Mitmenschen anstellen, auszuhalten und auszubalancieren. Yoga ist dazu da mit den Gefühlsstürmen des Lebens jonglieren zu können und gute Entscheidungen für sich zu treffen. Aktive Abschiede gehören dann auch dazu.
Wundervolle Texte,bei deren Lesen Deine Stimme in meinem Ohr ist!
Vieles von ‚damals‘ was ist jetzt los?
Wie sind die neuen Eindrücke und Erlebnisse?
Gruß und Kuss Jott
Oh liebste Julia vielen Dank – ich war direkt die ersten 10 Tage krank und da nahm ich mir die Zeit alles aufzuschreiben mit Gefühlen von heute. Die Geschichten werden vertont ich erlebe einiges hier das aber noch reifen muss! Es tut gut dein Feedback zu hören. Ich mache weiter. Noch bin ich einsam trotz auch guten Begegnungen. Aber es wird! Umarmung Deine Yvonne
Liebe Yvonne! Das hier ist mein bisheriger Favorit. Du bist sehr weise und inspirierend. You rock girl! :*
Dankeschön Kathi! Das freut mich!
Liebe Ivy, es gibts so viel zu realisieren! YOGA erreichen ist schwer wenn wir realitätsfremd sind! Asana kann einfacher sein zu beherrschen. Vielen Dank dass du an mich gedacht hast?
Versuche deine Bhogayoga zu genießen denn, bei Bhogayoga kommst du viel einfacher ans Ziel!
Liebe Grüße, anu
Ja das mache ich liebe Anu. Hier auf Ko Phangan ist der richtige Ort. Besonders. Liebe Grüsse Yvi!
Liebe Yvonne ich denke an dich!
Du bist nicht allein!
Deine Sophie
Yes. Es geht auch sehr gut. Liebe Grüsse an Dich Sophie!